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Zukunft Lebensraum Stadt - Urbane AgriKultur als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt

Eintrag von am 12.06.2014

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Aufgrund sich verändernder ökonomischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen steigt nicht nur weltweit sondern auch in Deutschland die Zahl der Menschen, die in Städten leben (wollen). Aus internationaler Perspektive spielt für die städtischen Agglomerationsräume die Sicherung der Grundbedürfnisse der Menschen und hier insbesondere die sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln eine zentrale Rolle.
Formen einer urbanen Agrikultur bilden seit Längerem Schwerpunkte internationaler Forschungsnetzwerke - meist unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Entwicklungsländern. Aber auch in den Industriestaaten ist z. B. „Urban Gardening" ein zunehmend aktuelles Thema, wenn auch aus anderen Motiven (z.B. veränderte Konsummuster bzw. Lebensstile, wachsende Skepsis gegenüber Lebensmittelimporten oder dem Wunsch nach Selbstverwirklichung).
Standortnahe urbane Absatzmärkte ermöglichen auch in Deutschland gartenbauliche und agrarische Produktion („Urban Horticulture" und „Urban Farming"), die diesen Wünschen entgegenkommt. Hierfür sind allerdings innovative Produktionstechniken und Anbausysteme erforderlich, die hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen, gestalteri- schen, ökologischen und funktionalen Bedeutung zu bewerten sind. Auch Fragen der Lebensmittelsicherheit und Hygiene spielen eine wichtige Rolle.
Die produktive Nutzung von Freiräumen kann zu neuen städtischen Raumqualitäten beitragen und Grundlage sein für die Entwicklung neuer Partizipations-, Planungs- und Steuerungsansätze wie für neue wohnungsnahe Versorgungssysteme mit Lebensmitteln und damit vielfältige Lebensrealitäten unterstützen. Andererseits kann es auch durch vermehrte Flächenkonkurrenz zu Konflikten zwischen Nutzungsansprüchen und dem Schutz der Biologischen Vielfalt in Städten kommen.

Struktur des Forschungsverbundes

In den Forschungsverbund sind momentan elf Professuren der Fakultät Agrarwis- senschaften und Landschaftsarchitektur aus folgenden Bereichen eingebunden:

ï‚· Agrarmarketing

ï‚· Bodenkunde

ï‚· Gemüseproduktion und -verarbeitung

ï‚· Haushalts- und Wohnökologie

ï‚· Landschaftsplanung und Regionalentwicklung

ï‚· Landschaftsplanung und Landschaftspflege

ï‚· Landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre

ï‚· Sozioökonomie räumlicher Entwicklung

ï‚· Städtebau und Freiraumplanung

ï‚· Umweltschonende Landbewirtschaftung

ï‚· Vegetationsökologie und Botanik

Hiermit wird die gesamte Breite des an der Fakultät A&L vertretenen Schwerpunkts „From Farm to Fork" abgedeckt und mit gestalterisch-planerischen, ökologischen sowie sozioökonomischen Kompetenzen verbunden. Der Verbund ist offen für die In- tegration weiterer Themen - bspw. aus dem Bereich des Non-Profit-Managements. Die in dieser fachlichen Breite angelegte transdisziplinäre Struktur der Arbeitsweise stellt ein Novum in der Forschungslandschaft zur Urbanen AgriKultur dar.
Mit dem Forschungsschwerpunkt verbundene Zielsetzungen
Der Forschungsverbund soll einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt in Deutschland und Europa leisten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Integration von „grünen und sozialen Innovationen", die in städtischen Räumen aufkeimen aber bisher wissenschaftlich nur wenig untersucht sind. Es erfolgt dabei eine Verknüpfung von innovativen Fragestellungen in Bezug auf folgende Handlungsziele:

ï‚· Neue städtische Räume schaffen;

ï‚· Natürliche Ressourcen und Biodiversität schützen und entwickeln;

ï‚· Produktionsverfahren anpassen und optimieren;

ï‚· Verbraucher einbeziehen, Absatz und Wertschöpfung fördern;

ï‚· Akteure aktivieren und Netzwerke stärken.

Der Forschungsprozess ist darauf ausgerichtet, Entscheidungshilfen für Akteure in Politik und Planung auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen zu erarbeiten. Dafür sollen typische Problemsituationen sowie mögliche Leuchtturmprojekte bzw. best- practice-Ansätze identifiziert werden, in denen Urbane AgriKultur einen besonders vielversprechenden Lösungsansatz darstellt.

Am Beispiel verschiedener Praxis-Projekte erfolgt eine wissenschaftliche und transdisziplinäre Analyse, die darauf ausgerichtet ist, ein differenziertes Fachwissen über die Voraussetzungen, Potenziale, Funktionen und Konsequenzen Urbaner AgriKultur zu generieren.
Das hohe Potenzial, aber auch die Grenzen Urbaner AgriKultur zur Förderung nach- haltiger Entwicklung der Stadt sollen unterschiedlichen Akteuren verdeutlicht und eine Nutzung der Handlungsspielräume unterstützt werden. Dies soll in engem Austausch mit Akteuren aus der Praxis erfolgen. 

Hochschule Osnabrück - Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur
http://www.al.hs-osnabrueck.de/urbane-agrikultur.html c.petermann@hs-osnabrueck.de