ZwischenZeitZentrale Bremen

Ein neues Stadtmöbel bietet Flächen für Intuition und Humor

Eintrag von am 22.09.2011

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Ostertor (ela). "Ungefähr um virtel nach fünf passiehrt hir was" - so stand es anfänglich auf einer schwarzen Tafel, die seit vergangenem Freitag den Präsident-Kennedy Platz möbliert. Doch dann passiert tatsächlich was: Ein junger Mann beginnt, die Kreidelinien zu verwischen. Indem er das tut, entstehen aus den verwischten Farbpigmenten abstrakte Bilder. Kunst? Zufall? Unsinn? "Etwas Komisches" ist schließlich noch zu lesen, und "Gehirn" und "Humor". Der Hamburger Performance-Künstler Jivan Frenster hat sich dazu seine eigenen Gedanken gemacht und philosophische Vorbilder einbezogen.
"Von der vorübergleitenden Realität nehmen wir sozusagen Momentbilder auf", hat etwa der französische Nobelpreisträger Henri Bergson gesagt, und Jivan Frenster entlehnt diesem Ansatz eine Erklärung seiner künstlerischen Arbeitsweise. "Die schöpferische und die zerstörende Bewegung formen in einem ständigen Kampf die uns umgebende Welt", erklärt er. "Dieses Wechselspiel ist Grundlage meiner Malerei. Durch das Material Kreide ist es mir möglich, sowohl die schöpferische als auch die zerstörende Bewegung gleichermaßen selbst zu vollführen." Intuitive Impulse seien es, die innere Bewegungen nach außen trügen, "in abstrakte Formengebilde, die weder ein Abbild meiner Gefühle noch von etwas Dinghaftem sein wollen, sondern sich im Raum dazwischen bewegen".
Mehr davon zeigt seine Ausstellung "KREIDE" noch bis Freitag, 23. September, im ehemaligen Sozialamt Bremen (Auf der Brake 18). Während der Ausstellungszeiten wird der Künstler anwesend sein. Am Freitag findet vor der Finissage um 20 Uhr zunächst um 17 Uhr eine "zeremonielle Abwaschung" der Kreidemalerei auf dem Präsident-Kennedy-Platz statt. Ab dann haben Passanten die Möglichkeit, die Tafeln für eine Woche selbst zu gestalten.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: Mitte Seite: 3 Datum: 22.09.2011